Dampfmacher am Ball und auch neben dem Platz: Engin Yavuzaslan, Spielertrainer bei Westfalia Osterwick.	Foto: fw
Dampfmacher am Ball und auch neben dem Platz: Engin Yavuzaslan, Spielertrainer bei Westfalia Osterwick. Foto: fw

Westfalia-Trainer Engin Yavuzaslan hat sich nach einem Schlaganfall zurückgekämpft

Allgemeine Zeitung -fw- OSTERWICK. So manche harte Schlacht hat er geschlagen auf dem Feld. Ein Kind von Traurigkeit war er dabei nie. Und doch hat er den größten Kampf seines Lebens außerhalb des Fußballs geliefert. „Diese Geschichte hat mich extrem verändert", sagt Engin Yavuzaslan zurückblickend. Ein Schlaganfall mit nur 30 Jahren schien seine Welt aus den Fugen zu bringen - aber nur vier Monate später feierte er sein Comeback auf dem Platz.

„Ich wollte immer wissen, wofür dieser Nackenschlag gut war."
Engin Yavuzaslan

Mit starken Kopfschmerzen fing es an diesem Tag im Januar 2012 an, dann stellte sich ein Taubheitsgefühl in der linken Körperhälfte ein. Laufen konnte er plötzlich nicht mehr. „Als ich die Augen wieder aufgemacht habe, dachte ich: In welchem Stadion spiele ich hier?" So viele Lichter - aber es war die Intensivstation des Krankenhauses. Seine schnelle Einlieferung hat wahrscheinlich Schlimmeres verhindert. „Trotzdem war ich linksseitig zu 70 Prozent gelähmt", erzählt der neue Spielertrainer von Westfalia Osterwick. Aber mit der Frage nach dem Warum kam schnell der Kampfgeist zurück, der ihn beim Fußball immer ausgezeichnet hatte. Beinhart arbeitete er in der Reha an sich und seinem Körper. Schuftete täglich stundenlang dafür, sein altes Leben zurückzugewinnen. Für sich, aber auch für seine Frau Yeliz und seine damals erst zwei Jahre alte Tochter Tanem, die ihm zusätzliche Kraft verliehen haben. Als er exakt vier Monate und eine Woche nach seinem Schlaganfall eine Viertelstunde vor Schluss der A-Liga-Partie seines VfB Hüls II gegen den TSV MarlHüls II eingewechselt wurde, erlebte er persönlich das größte Spiel seines Lebens. Der 3:2-Erfolg im Derby spielte nach dem Abpfiff kaum eine Rolle. Es war sein Sieg über die Krankheit und seine Bestätigung dafür, wie sehr es sich lohnt, zu kämpfen.

Die Krankheit ist abgehakt. Nicht aber das, was dieser Schock aus ihm gemacht hat. „Ich war immer sehr aggressiv auf dem Fußballplatz, habe extrem viele gelbe Karten gesehen", gibt er ehrlich zu. Diese Aggressivität lebe er nun auf viel positivere Weise aus. „Ich wollte immer wissen, wofür dieser Nackenschlag gut war."

„Früher war ich sehr Ich-bezogen. Nach der Krankheit bin ich viel selbstkritischer geworden."
Engin Yavuzaslan

Gelernt hat er, sich mehr Zeit für die Menschen zu nehmen, die in dieser schweren Zeit für ihn da waren. Für seine Familie, für seine wirklichen Freunde. „Ich bin längst nicht mehr so Ich-bezogen wie früher", betont Yavuzaslan. Selbstkritischer ist er geworden - und bereit, schneller ein Auge zuzudrücken und Dinge positiver zu nehmen. Mehr Freude zu haben und Menschen mit offenen Armen zu empfangen. „Natürlich kann ich meine Spieler auch mal ordentlich anpacken, wenn ich unzufrieden bin", lächelt er. „Aber ich kann ich auch mal für eine zu harte Kritik entschuldigen." Wie zum Beispiel zum Auftakt des Getränke-SeiferCups, als seine Westfalia trotz des 5:1-Sieges kein bisschen überzeugt habe. Nach der Partie hat er seinem Personal die Meinung gegeigt - und sich auf der Rückfahrt im Auto gefragt, ob das wohl angemessen war. Am nächsten Tag trat er vor die Mannschaft und entschuldigte sich. Das, sagt Engin Yavuzaslan, sei vor seinem Schicksalstag wohl undenkbar gewesen: „Der Schlaganfall war eine harte Prüfung, aber sie hat mich stärker gemacht."

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