Ausgelassen nach dem Abpfiff: „Ein Verein = ein Ziel: Mission erfüllt", in diese Aufstiegsshirts läuteten die Westfalia-Spieler nebst Fans die lange Meisterparty ein. Fotos: fw
Ausgelassen nach dem Abpfiff: „Ein Verein = ein Ziel: Mission erfüllt", in diese Aufstiegsshirts läuteten die Westfalia-Spieler nebst Fans die lange Meisterparty ein. Fotos: fw

Fußball: Westfalia lässt die Titelfeier erst nach dem Frühstück ausklingen

Allgemeine Zeitung Von Frank Wittenberg OSTERWICK. Die Zusammenarbeit funktioniert auch über den Sportplatz hinaus perfekt. Denn die beiden Meistertrainer halten auch in schwierigen Situationen zusammen wie Pech und Schwefel - zum Beispiel wenn es darum geht, nach einer amtlichen Siegesfeier eine überdachte Bleibe zu finden. „Mario hat bei mir gepennt", grinste Tobias Paschert. Nicht im gleichen Bett, so weit geht es dann doch nicht: „Wir haben ja ein Gästezimmer." Dort durfte Worms sein Nachtlager aufschlagen.

 

Wobei der Begriff Nachtlager es nicht trifft. Als sich die Aufstiegshelden der Westfalia auf den Heimweg machten, befanden sich viele Osterwicker schon längst auf der Arbeit „Halb acht war es heute Morgen", zuckte Tobias Paschert gestern Mittag mit den Schultern. Ausgiebig hatten sie am Sportplatz den 3:2-Sieg gegen Turo Darfeld und den Meistertitel gefeiert, mit vielen Fans, Vorstand und Vereinsmitgliedern. „Kompliment an die Damenmannschaft, was die für eine Stimmung gemacht haben", lächelte der Trainer. Als es fast schon wieder hell wurde, zogen die Fußballer weiter zu Pascal Leipelt, der als Doppelkönig von Osterwick und Brock erprobt im Eierbacken ist. So richtig satt bekommen hat er seine Teamkollegen aber offenbar nicht.,„Wir waren dann um 7 Uhr noch bei unserem Vereinsbäcker Löchtefeld zum Frühstück", berichtete Paschert. Erst danach gab es eine kleine Mütze Schlaf.

Zur Sache ging es zwischen den Nachbarn, hart, teilweise hitzig, aber selten unfair: (von links) Mario Worms, effen Lausemann und Kevin Botella Ferreira im Kampf um den Ball.

Für den 32-Jährigen ist es nach 2015 der zweite Bezirksliga-Aufstieg mit seinem Club. Jeder für sich ganz speziell. „Damals waren es drei Spiele vor vielen Zuschauern, und ich war der Kapitän", erinnert er sich gerne an die Duelle gegen SG Coesfeld 06 (1:0 und 6:5 nach Elfmeterschießen) sowie SC Südlohn (4:1), Jetzt aber fühle sich dieser Titel noch ein bisschen besonderer an. „Ich bin ja seit drei Jahren für die Jungs verantwortlich", verweist Paschert auf die Aufgabe des Spielertrainers. „Das toppt es sogar noch."

Die Meistermacher: Tobias Paschert (links) und Mario Worms mit der Westfalia-Meisterschale.

Im zweiten Jahr macht er gemeinsame Sache mit Mario Worms. Die erste Spielzeit begann etwas holprig und wurde dann nach acht Spieltagen abgebrochen. Jetzt, in der ersten „richtigen" Saison, haben sie ihr junges Team zum Titel geführt, mit der starken Ausbeute von 74 aus 84 möglichen Punkten. Was auch gelungen ist, weil beide immer bereit waren, sich selbst in die Verantwortung zu nehmen. „Gegen Holtwick sind wir auf die Nase gefallen", dachte Worms an seinen verschossenen Elfmeter und die 0:1-Niederlage zurück, die den Nachbarn aus Darfeld überhaupt erst zurück ins Rennen gebracht hat. „Den Rucksack habe ich mitgenommen", gab der 31-Jährige zu. „Aber dann ging es nur noch darum, einfach Vollgas zu geben."

Das haben sie eindrucksvoll gemacht. In den 97 Minuten gegen Turo, dann in der langen Meisterparty, die gestern Mittag ihre Fortsetzung fand. „Wir räumen am Sportplatz auf und gucken, wohin es uns treibt", grinste Tobias Paschert. Alles ist möglich, auch für seinen Trainerkollegen, der von Darup nach Osterwick pendeln muss: „Wenn es notwendig ist, kann Mario auch für eine weitere Nacht unser Gästezimmer nutzen ..."

 

Finale mit zwei Gewinnern

Der große Showdown bot alles, was so ein Derby im Vorfeld verspricht. Zweikämpfe, Tore, Kartenspiele und Strafstöße, zwar keine fußballerische Kunst, aber jede Menge Emotionen. Dass am Ende nur eine von beiden Mannschaften feiern darf, stand vorher fest - und doch gab es am Ende zwei Gewinner.

Denn was sich rund um das Aufstiegsfinale in Rosendahl bewegte, verdient größten Respekt. Beide Clubs mobilisierten eine Vielzahl an Fans, die im Westfalia-Stadion für eine Riesenkulisse sorgten, farbenfroh und stimmungsvoll. Dass die Darfelder selbst beim Abschlusstraining am Donnerstag und bei der Abfahrt nach Osterwick am Montag von einem blau-weißen Pulk begleitet wurden, sucht seinesgleichen.

Faszination Kreisliga-Fußball: Da, wo die eigenen Jungs aus dem Dorf das Wappen auf der Brust tragen, hier und da auch Auswärtige, denen das Gen schnell eingepflanzt wurde, funktionieren die Emotionen noch. Genau 25 Jahre, nachdem Schalke 04 und Borussia Dortmund mit UEFA-Cup und Champions League das Ruhrgebiet zum Mittelpunkt gemacht haben, schlägt das Herz des „kleinen" Fußballkosmos mitten in Rosendahl: Meister Westfalia Osterwick, Vizemeister Turo Darfeld, starker Dritter SW Holtwick. Allesamt Vereine mit treuen Zuschauern, die honorieren, was dort mit schmalen Mitteln auf die Beine gestellt wird.

Westfalia Osterwick darf sich auf die Bezirksliga und Duelle mit den Coesfelder Clubs DJK und SG 06, mit dem SV Gescher oder dem ASC Schöppingen freuen. Für Turo Darfeld geht es in einer Kreisliga A weiter, die mit der Rückkehr des VfL Billerbeck gewiss nicht schwächer oder unattraktiver geworden ist. Das macht schon Lust auf den nächsten Showdown und vorher auf viele spannende Duelle.

Frank Wittenberg

Zitate

„Und jetzt einfach nur genießen.”
Turo-Trainer Markus Lindner vor dem Spiel mit Blick auf die spektakuläre Fankulisse

„Ich habe meine Tasche für alle Fälle im Auto."
Walter Okon hätte seine Routine eingebracht — ihm gelang 1991 mit der Wesfalia schon der Aufstieg in die Landesliga,

„Böcki geht jetzt in Ruhestand."
Dieter Bockmann, als Physio die gute Seele bei der Westfalia, kündigte nach dem Abpfiff seinen Abschied an.

„Das denkt er auch nur ..."
Direkte Antwort von Tobias Paschert auf „Böckis" Statement

„Ich bin jetzt etwas aufgelöst."
Westfalia-Vorsitzender Dieter Wilger musste nach dem spannenden Derby er einmal durchatmen.

„So viele Spieler aus der eigenen Schmiede auf beiden Seiten — wir haben mit der JSG alles richtig gemacht."
Jürgen Patte, jahrelang Jugendleiter bei Westfalia Osterwick, sieht die gemeinsame Sache mit Turo Darfeld in der Jugendarbeit als goldrichtige Entscheidung an

„Die geilsten Fans der Welt — danke für diesen Support!"
.Markus Lindner war tief bewegt angesichts der vielen Darfelder, die ihr Tean trotz der Niederlage feierten.

„So kann man aufhören."
Pascal Leipelt (Westfalia) bekam trotz seines lädierten Kreuzbandes noch eine Kurzeinsatz und kann sich künftig voll und ganz auf seine Karriere als König ni diversen Schützenvereinen konzentrieren.

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