Engin Yavuzaslan, der Beulendoktor
Nach dem kapitalen Betriebsunfall in der Bezirksliga will der Spielertrainer den Schaden reparieren
Allgemeine Zeitung Von Ulrich Hörnemann OSTERWICK. Den kapitalen Blechschaden, den sie sich bei ihrer Spritztour durch die Bezirksliga zugezogen haben, wollen die Osterwicker so rasch wie möglich reparieren. Engin Yavuzaslan spielt den Beulendoktor: „Ist eine Delle im Blech, ich mach' sie wech!" In seiner Karriere hat der „Ruhri" selber schon so manchen Kratzer abbekommen. Sportlich und vor allem auch gesundheitlich. „Ich bin immer wieder aufgestanden", sagt er selbst, „mich wirft so schnell nichts um." Mit 35 Jahren blickt Engin Yavuzaslan nach vorn und nicht zurück. Sein grenzenloser Optimismus treibt ihn voran. Sein Lebensmotto hat er sich bei einem Torwart-Titan abgeschaut: Immer weitermachen! Immer weiter, immer weiter! Auf Rückschläge, wie den Abstieg gleich nach dem Aufstieg, sollen neue Erfolgsmomente folgen.
Engin Yavuzaslan ist ein Fußball-Bekloppter, einer, der begeistern kann, aber auch manchmal überzieht, wenn er sich oder seine Spieler ungerecht behandelt fühlt. Dann kann es schon mal sein, dass ihm alle Gäule durchgeh'n. Alter schützt vor Torheit nicht! Für den diplomatischen Dienst ist er gewiss nicht zu gebrauchen.
Der Mann ist authentisch, er verstellt sich nicht und redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Seine Spieler folgen ihm. Sie wollen den Betriebsunfall, als den ihr Chef den Bezirksliga-Abstieg vornehm umschreibt, aus der Welt schaffen. „Aber noch konnte ich nicht mit der kompletten Belegschaft arbeiten", spricht Engin Yavuzaslan von den Tücken der Vorbereitungsphase mit den vielen Urlaubern, „glücklicherweise kehren allmählich alle zurück."
Die Osterwicker sind aktuell in der dritten Trainingswoche. „Na klar haben die Jungs schwere Beine, ihnen geht dann in den Testspielen die Luft flöten und damit auch die Konzentration", denkt er an die 1:4-Niederlage gegen Zweckel und das 2:2-Remis gegen Barkenberg, „die Ergebnisse sind ohnehin Schall und Rauch. Sie zählen nicht. Noch vor einem Jahr haben wir in der Vorbereitung alle Gegner weggehauen. Drum isses ein gutes Omen, dass wir bislang noch nix gewonnen haben."
„Ich habe keinen richtigen Favoriten. Fünf Mannschaften werden oben mitspielen. Mal abwarten, wer das Rennen macht."
Engin Yavuzaslan
Die Kreisliga A kennt er nicht. Noch nicht. „Sie soll sehr intensiv sein, ich ghabe großes Respekt vor den Gegnern." Engin Yavuzaslan lässt sich nicht verrücktmachen. Lass die andern ruhig quasseln! Auch wenn einige Möchtegern-Experten seine Truppe als Titelkandidaten Nr. 1 handeln, ist ihm das schnurzpiepe. „Ich seh' uns nicht als Favoriten", kontert er, „andererseits spielen wir nicht um die goldene Ananas." Oben wollen die Osterwicker ein Wörtchen mitreden. Ob es allerdings für den ganz großen Wurf reichen wird? Schwierige Frage. „Eins ist sicher", prophezeit der erfahrene Coach, „jeder Gegner ist gerade gegen uns hochmotiviert." Da sei es eminent wichtig, „dass wir lernen, mit dem Druck umzugehen und kühlen Kopf zu bewahren, egal wie das Spiel läuft". Für den Fall der Fälle hat er bereits vorgesorgt und Maßnahmen ergriffen.
„Zwei, drei Systeme haben wir in petto", erklärt der Taktik-Fuchs, „je nachdem wie der Gegner spielt: ob mit einem Stürmer oder mit zweien, ob er presst oder sich stur hinten reinstellt." Doch eins ist klar: „Wir werden uns nicht nach dem Gegner richten." Engin Yavuzaslan will selber die Initiative ergreifen. „Wir drücken dem Spiel unsern Stempel auf." Er hält seine Schützlinge für so stark, dass sie auf der grünen Wiese Ton, Takt und Tempo vorgeben.
Luxusproblem auf der Torwartposition
Wilmer und Prause sind gute Schnapper
OSTERWICK (uh). Mit einem 20 Mann starken Kader startet er in die Saison. Original-Ton Engin Yavuzaslan: „Das muss reichen." Jan-Simon Wilmer, Stammkeeper in der Aufstiegssaison, ist auch wieder dabei. Im Relegationsspiel gegen die SG Coesfeld 06 hatte er sich das Kreuzband gerissen. „Im Juni gegen Borken hat 'Janni' die letzten zehn Minuten im Tor gestanden", erinnert sich der Osterwicker Trainer, „da war er rappelig.und happy." Er feilt am Comeback.
Mit Jan-Simon Wilmer hat Engin Yavuzaslan einen erfahrenen und mit Florian Prause einen jungen, hochtalentirten Schnapper. „Der 'Janni' hat von seiner Ausstrahlung und Präsenz eine ganz andere Aura. 'Flo' muss noch lernen, auch wenn er bislang eine grandiose Entwicklung genommen hat", vergleicht er seine Schnapper, „wenn beide da sind, hab' ich ein Luxusproblem."
In der Innenverteidigung sind Kapitän Tobias Paschert, den der Coach für unersetzlich hält, und Johannes Sicking erste Wahl. „Wenn ich im Training gegen sie spielen muss, puh, dann könnte ich beide in den Hintern treten, so wie sie reinhauen", lobt Engin Yavuzaslan den Kampfgeist.
Nach dem Abgang von Niklas Segbers ruht die Angriffslast auf den schmalen Schultern von Pascal „Passi" Leipelt. „Er weiß, wo das Tor steht. 'Passi' hat Spielintelligenz und eine Wahnsinnstechnik", lobt Yavuzaslan seinen Knipser.
Kader Westfalia Osterwick
Abgänge: Niklas Segbers (SV Gescher), Johannes Frieling, Lukas Segbers (beide berufliche Gründe)
Neuzugänge: Luis Lammers, Nils Borgers, Lars Knipper (alle eigene Jugend)
Torhüter: Jan-Simon Wilmer, Florian Prause
Abwehr: Florian Göbel, Davide Recker, Sebastian Graute, Tobias Paschert, Johannes Sicking , Timo Mevenkamp, Nils Borgers
Mittelfeld: Lars Knipper, Tobias Schönnebeck, Niklas Wesseling, Daniel Richter, Tobias Lanfers, Engin Yavuzaslan, Ulrich Wirtz, Jan Kröger
Angriff: Pascal Leipelt, Benjamin Raabe, Luis Lammers
Trainer: Engin Yavuzaslan